Gedenken an die Verfolgung von Lesben im Nationalsozialismus?! Der Streit um eine Gedenkkugel in Ravensbrück

Seit 50 Jahren tobt der Streit um les­bi­sches Ge­den­ken im e­he­ma­li­gen Frau­en­kon­zen­tra­tions­lager Ra­vens­brück. Seit Herbst 2022 liegt nun endlich eine Gedenkkugel in der dortigen Gedenkstätte, um an verfolgte lesbische Frauen in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zu erinnern – also alles gut?

Langwierige Kontroversen mit der Gedenkstätte, Diskussionen zwischen den Generationen innerhalb der Internationalen Lagergemeinschaft sowie notwendige Abwehrkämpfe patriarchaler Strukturen – die Aktivistinnen Lisa und Irmes von der „Initiative Autonome FrauenLesben aus Deutschland und Österreich“ skizzieren im Gespräch die steinigen und kontroversen Pfade, die die Debatten um ein angemessenes Gedenken an verfolgte lesbische Opfer genommen haben.

Historikerin Anna Hájková, die den Prozess des Gedenkens wissenschaftlich sowie solidarisch begleitete, ordnet die Forschungen über lesbische Frauen und queere Geschichte in den historischen Kontext ein. Ihre Forderung: Queeren Opfern eine „historical Citizenship“ geben, einen angemessenen Platz in der Geschichte.

Bildstrecke

    Gedenkkugel in Nürnberg

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    Auch am Magnus-Hirschfeld-Platz in Nürnberg wurde lesbischen Frauen ein Mahnmal in Kugelform errichtet

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    Stolpersteine

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    Stolpersteine für die Familie Heumann. Margot Heumann entschied sich bei einer Selektion der SS mit ihrer Partnerin Dita Neumann auf Transport zu gehen.

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    Glasscheibe als Provisorium

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    Die provisorische Glasscheibe auf dem Gelände des KZ Ravensbrück wurde 2022 durch eine Gedenkkugel ersetzt

Quellen

Zum Einsatz kamen weitere Audios:

Verwendete Literatur:

Dobler, Jens: Unzucht und Kuppelei, Lesbenverfolgung im Nationalsozialismus, in: Eschebach, Insa (Hg.): Homophobie und Devianz. Weibliche und männliche Homosexualität im Nationalsozialismus, Berlin (2)2016, S. 53-62

Eschebach, Insa (Hg.): Homophobie und Devianz. Weibliche und männliche Homosexualität im Nationalsozialismus, Berlin (2)2016

Eschebach, Insa (2019): Queere Gedächtnisräume. Zivilgesellschaftliches Engagement und Erinnerungskonkurrenzen im Kontext der Gedenkstätte Ravensbrück, in: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, Jg. 21, S. 49-73

Glaremin, Ina: „Mindere Vergangenheit“? Die Debatte um die Gedenkkugel für lesbische Frauen* in der Gedenkstätte Ravensbrück, Masterarbeit an der TU Berlin, 2021

Hájková, Anna: Menschen ohne Geschichte sind Staub. Homophobie und Holocaust (=Hirschfeld-Lectures 14), Göttingen 2021

Hájková Anna/Bosold, Birgit: Lesben im Nationalsozialismus. „Ich wollte nicht sterben, bevor ich eine Frau geküsst habe“, in: Der Tagesspiegel, 22.11.2017, abrufbar unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/lesben-im-nationalsozialismus-ich-wollte-nicht-sterben-bevor-ich-eine-frau-gekuesst-habe/20603344.html

Hájková, Anna: Eine lesbische KZ-Überlebende über ihre Geschichte. Das wundersame Leben der Margot Heumann, in: Der Tagesspiegel, 02.01.2021, abrufbar unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/das-wundersame-leben-der-margot-heumann-4219480.html

Hájková, Anna: Queere Geschichte und der Holocaust, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 68, 2018, H. 38-39, S. 42-47, abrufbar unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/275892/queere-geschichte-und-der-holocaust/

Initiative Autonome Feministische Frauen und Lesben aus Deutschland und Österreich, abrufbar unter: https://gedenkkugel-ravensbrueck.com/

Danksagung

Sprecher*Innen:

  • Nadja Bennewitz
  • Michael Liebler
  • Juliane Schröter
  • Leo Stöcklein

Musikalisch begleitet von:

Das Interview mit Dr. Anna Hájková (Warwick/GB) wurde per Onlinekonferenz am 22.11.2022 geführt.

Das Interview mit Irmes Schwager (Kassel) und Lisa Steininger (Wien/Ö) wurde per Onlinekonferenz am 28.01.2023 geführt.

Wir danken für die Unterstützung: