1899 - der Erste Bayerische Frauentag fand in München statt. Für die bürgerliche Frauenbewegung ein großer Erfolg. Doch radikalere Forderungen der proletarischen Frauenbewegung stießen nur bei wenigen Beteiligten auf Verständnis.
125 Jahre ist es her, dass die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen 1899 erstmals einen Frauentag in München begingen. Der Kongress dauerte mehrere Tage und es wurden verschiedene Referate zu rechtlichen, sozialen und ökonomischen Situation von Frauen gehalten. Ika Freudenberg, die Vorsitzende vom „Verein für Fraueninteressen“, führte durch den Kongress. Rednerinnen wie „Fräulein“ Clementine von Braunmühl oder die radikale Frauenrechtlerin Marie Stritt zeichneten die Bandbreite der gesellschaftlichen Forderungen der Frauenbewegung nach.
Die Verabschiedung des patriarchalen Bürgerlichen Gesetzbuches, das allein dem Vater und Ehemann Rechte zugestand, stand kurz vor dem Abschluss und sollte am 1. Januar 1900 in Kraft treten. Den Protagonistinnen ging es in flammenden Reden deshalb um gesetzliche Gleichberechtigung von Mutter und Vater, um die Mitsprache im politischen Leben, doch auch um angemessene Bildung, um Mädchengymnasien und um den Zugang zu akademischen Berufen.
Themen waren auch Berufsausbildung und Arbeitsschutz: In Vorträgen auf diesem Ersten Frauentag wurden die Situation von weiblichen Angestellten, Kellnerinnen und Dienstbotinnen behandelt und Besserungen eingefordert. Allerdings zeigte sich hier auch der klassistische Charakter der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, die den Dienstbotinnen durchaus nicht die gleiche freie Entwicklung der Persönlichkeit zugestehen wollten wie sich selbst.
Bei dem abschließenden Festabend wurde ein theatralisches Festspiel, verfasst von Marie Haushofer, aufgeführt, bei dem Amazonen auftraten und in dem es hieß: „Wir schaffen uns selber unser Recht!“
Die Sendung wirft einen Blick zurück auf die Frauenbewegung in Bayern um 1900, denn die Auseinandersetzungen – auch unter Frauen – besitzen bis heute erstaunliche Aktualität. Auf dass sich nicht wiederholt, was die Schriftstellerin Helene Böhlau ihrerzeit schrieb: „Ich erkannte, dass den Frauen keine Vergangenheit zugehört, dass sie so wenig Spuren hinterlassen hatten, wie die Wellen.“
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